Fertigungstiefe – Definition, Bedeutung und strategische Relevanz in der Metallverarbeitung
Die Fertigungstiefe ist ein zentraler Begriff in der industriellen Produktion und beschreibt den Anteil der Eigenfertigung im Rahmen eines Produktionsprozesses. Für metallverarbeitende Unternehmen wie die Futronika AG ist sie ein entscheidender Indikator für Effizienz, Kostenstruktur und Wettbewerbsfähigkeit. In diesem Glossarartikel betrachten wir die Fertigungstiefe aus betriebswirtschaftlicher, technischer und strategischer Perspektive und erläutern ihre Bedeutung speziell im Bereich Metallverarbeitung.
Was bedeutet Fertigungstiefe in der Metallverarbeitung?
Die Fertigungstiefe beschreibt den Umfang, in dem ein Unternehmen die Produktion eines Produkts selbst übernimmt, statt auf Fremdleistungen zurückzugreifen. In der Metallbearbeitung umfasst dies unter anderem CNC-Zerspanung, Schweißkonstruktionen oder die Oberflächentechnik wie Pulverbeschichten. Die Fertigungstiefe spiegelt also wider, wie viele dieser Prozesse im eigenen Haus abgewickelt werden.
Herkunft und Begriffserklärung: Woher stammt der Begriff Fertigungstiefe?
Ursprünglich entstammt der Begriff der Betriebswirtschaftslehre. Ziel war es, eine Kennziffer zu schaffen, die die vertikale Integration eines Unternehmens numerisch messbar macht. In der Praxis beginnt die Fertigungstiefe bei der Vormaterialbearbeitung (z. B. Stahlzuschnitt) und reicht über Bearbeitungsverfahren (z. B. Laserschneiden) bis zur abschließenden Montage und Qualitätskontrolle.
Wie wird die Fertigungstiefe berechnet?
Die Fertigungstiefe wird in der Regel prozentual berechnet:
Fertigungstiefe (%) = (Eigenfertigungsleistung / Gesamte Produktionsleistung) × 100
Beispielsweise bedeutet eine Fertigungstiefe von 70 %, dass 70 % der Prozesse am Endprodukt im eigenen Unternehmen durchgeführt wurden.
Beispielhafte Werte unterschiedlicher Fertigungstiefen
Branche | Typischer Fertigungstiefenwert |
---|---|
Metallverarbeitung | 60–90 % |
Systemgastronomie | 10–20 % |
Automobilindustrie | 30–70 % |
Luxusuhrenhersteller | 90–95 % |
Wie beeinflusst eine hohe oder geringe Fertigungstiefe die Unternehmensstruktur?
Eine hohe Fertigungstiefe bedeutet eine große vertikale Integration. Unternehmen wie die Futronika AG, die viele Fertigungsschritte im Haus durchführen, profitieren von geringerer Abhängigkeit von Lieferanten, höherer Qualitätssicherung und gestärkter Innovationskraft.
Eine geringe Fertigungstiefe hingegen erlaubt es, sich auf Kernkompetenzen zu fokussieren und durch Outsourcing Kosten zu senken – birgt jedoch Abhängigkeits- und Qualitätsrisiken.
Vorteile einer hohen Fertigungstiefe
- Qualitätskontrolle: Jeder Schritt kann überwacht und optimiert werden.
- Flexibilität: Schnellere Anpassung an Kundenwünsche und verkürzte Entwicklungszeiten.
- Unabhängigkeit: Minimierte Risiken bei Lieferengpässen durch externe Dienstleister.
- Know-how-Erhalt: Fachwissen bleibt im eigenen Unternehmen.
So ermöglicht beispielsweise eine vollständige Fertigungskette vom CNC-Fräsen bis zur finalen montierten Baugruppe maximale Kontrolle über den gesamten Produktionsprozess.
Nachteile einer hohen Fertigungstiefe
- Höhere Fixkosten: Maschinenpark, Eigenstromversorgung, Personal, Instandhaltung.
- Geringere Skalierungsmöglichkeiten: Bei schwankender Auslastung hohe Leerkosten.
- Komplexere Organisation: Mehr Planung und Koordination nötig.
Vorteile und Risiken einer geringen Fertigungstiefe
Eine geringe Fertigungstiefe erlaubt Outsourcing an spezialisierte Partner. So kann man von Skaleneffekten, günstigen Preisen und Innovationsführerschaft im Zulieferernetzwerk profitieren, insbesondere bei häufig ausgelagerten Prozessen wie Galvanisieren oder Nasslackieren. Jedoch steigt damit auch die Abhängigkeit von externen Dienstleistern – insbesondere in angespannten Lieferketten.
Fertigungstiefe in der Praxis: Beispiele aus der Industrie
- Automobilindustrie: Viele OEMs produzieren Karosserieteile selbst, lagern jedoch Elektronik und Fertigbauteile aus.
- Futronika AG: Führend in der Maschinenbaufertigung mit hoher Eigenleistung – von Prototypen bis zur Systemmontage.
- Uhrenhersteller: Hohe Eigenfertigung für Exklusivität und Qualität, z. B. eigene Mechanikproduktion.
Lean Production und Fertigungstiefe – Widerspruch oder Ergänzung?
Auf den ersten Blick erscheint eine hohe Fertigungstiefe unvereinbar mit Lean-Konzepten. Tatsächlich strebt Lean auf Prozesseffizienz und Reduktion von Verschwendung ab. Dennoch können durch den gezielten Einsatz moderner Fertigungsprozesse wie CNC-Fräsen oder automatisiertes Entgraten selbst bei hoher Fertigungstiefe schlanke Abläufe realisiert werden.
Branchenspezifische Unterschiede bei der Fertigungstiefe
Die Entscheidung über eine hohe oder geringe Fertigungstiefe ist immer auch branchenabhängig:
- In der Metallverarbeitung ist eine hohe Fertigungstiefe häufig sinnvoll, um prozesskritische Schritte intern zu steuern.
- In der Konsumgüterindustrie wiederum ist Outsourcing dominierend.
Ein Vergleich von Fertigungstiefen ist daher nur innerhalb derselben Branche sinnvoll und relevant.
Wie wirkt sich Digitalisierung auf die Fertigungstiefe aus?
Mit der Industrie 4.0 verändert sich auch das Verständnis von Fertigungstiefe. Digitale Plattformen und vernetzte Zulieferer ermöglichen es, auch extern ausgeführte Prozesse nahtlos in den eigenen Produktionsprozess zu integrieren. Gleichzeitig steigt durch Automatisierung die Rentabilität interner Produktionslinien – und damit die Attraktivität einer höheren Fertigungstiefe.
Strategische Überlegungen bei der Entscheidung über die Fertigungstiefe
Für Unternehmen wie Futronika besteht der strategische Vorteil einer hohen Fertigungstiefe nicht nur in der Kontrolle, sondern auch in der Positionierung als Hersteller von Sondermaschinen. Kunden legen zunehmend Wert auf Hersteller, die flexibel, eigenständig und qualitätsbewusst agieren.
Zukunftstrends bei der Fertigungstiefe
Die Fertigungstiefe unterliegt einem stetigen Wandel:
- Outsourcing-Trend: Zunahme spezialisierter Partnerunternehmen.
- Insourcing-Reverse: Rückverlagerung kritischer Prozesse zur Qualitäts- oder Liefersicherheit.
- Technologieintegration: Durch robotergestützte Fertigung und Digitalisierung wird die Eigenproduktion oft wirtschaftlicher.
Fazit zur Fertigungstiefe im Unternehmen
Die Fertigungstiefe ist mehr als nur eine betriebswirtschaftliche Kennzahl – sie bildet die DNA eines Produktes und des dahinterstehenden Unternehmens. Für metallverarbeitende Firmen wie die Futronika AG stellt sie einen entscheidenden Faktor in der strategischen Positionierung dar. Zwischen Qualitätssicherung, Lieferunabhängigkeit und Kosteneffizienz liegt der Schlüssel zur optimalen Fertigungstiefe im bewussten Ausbalancieren dieser Kräfte.
FAQ zur Fertigungstiefe
Was versteht man unter Fertigungstiefe?
Die Fertigungstiefe gibt an, wie viele Fertigungsschritte eines Produktes im eigenen Unternehmen durchgeführt werden. Sie steht für den Grad der vertikalen Integration.
Wie wird die Fertigungstiefe gemessen?
Die Fertigungstiefe wird als prozentualer Anteil der Eigenfertigung an der Gesamtproduktion berechnet. Formel: (Eigenfertigung × 100) / Gesamtfertigungsleistung.
Welche Vorteile bietet eine hohe Fertigungstiefe?
Sie ermöglicht eine bessere Qualitätskontrolle, schnellere Reaktionszeiten und macht unabhängiger von Lieferengpässen externer Anbieter.
Welche Risiken bestehen bei geringer Fertigungstiefe?
Outsourcing spart zwar Kosten, birgt jedoch Risiken wie Qualitätsverluste, geringe Flexibilität und Abhängigkeit von Dritten.
Wie beeinflusst Digitalisierung die Fertigungstiefe?
Digitale Technologien machen interne Produktionsprozesse effizienter und unterstützen bei der Integration externer Dienstleister – was sowohl hohe als auch niedrige Fertigungstiefen fördert.